Das Aufhängen an der “Qualität” ist deshalb sinnlos, weil praktisch jeder etwas anderes darunter versteht. Der eine Leser legt Wert auf Hintergründe; der andere möchte schnell informiert werden; ein dritter schätzt meinungsstarke Autoren; der vierte legt allerhöchsten Wert auf Sachlichkeit – alle fühlen sich besonders wohl, wenn ihre Meinung in dem “Qualitätsmedium” stark gespiegelt wird.
Medien definieren die Qualität dann teilweise über die Auflage oder über die Wirkungsmächtigkeit der Leitartikel. Welche Kennzahlen auch immer herangezogen werden, ein Qualitätsbeweis lässt sich leicht für fast jedes Medium konstruieren.
Lässt man den Qualitätsbegriff einmal beiseite, finde ich die Argumentation des Autors sehr treffend. Das Selbstverständnis des E-Musik gegenüber der U-Musik ist recht klar definiert (wenn auch nicht immer gerechtfertigt). Was dagegen die FAZ meint, wenn sie von Qualitätsmedium schreibt im Vergleich zur BILD bleibt in der Interpretation dem Leser allein Überlassen.
Hat die FAZ es dabei überhaupt nötig, sich gegenüber ihrer Leserschaft von der BILD abzugrenzen? Ich bin der Überzeugung, dass die Leser das bereits wissen. Insofern ist die Qualitätsdiskussion der Printmedien ein Zeichen tiefer Verunsicherung. Insgesamt aber wird sehr viel genauer geschaut, ob eine Berichterstattung angemessen passiert.
Es fallen Themen unter dem Raster hindurch; es gibt einen gewissen Herdentrieb. Insgesamt gibt es aber auch Hintergrundberichte und – zumindest nachgelagert – Diskussionen über den Umgang der Madien mit der Nachrichtenlage.
Deshalb unterschreibe ich die These des Autors, dass die
Berichterstattung in vielen Punkten besser geworden ist – auch wenn ich
naturgemäss nicht mit 1975 argumentieren kann.